Provenienzforschung zu außereuropäische Sammlungsbestände mit kolonialem Kontext im Museum Wolmirstedt

Der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. entsendet erstmals einen Provenienzforscher in drei Museen in Sachsen-Anhalt, um außereuropäische Sammlungsbestände auf Verdachtsmomente hinsichtlich kolonialer Kontexte zu ermitteln.

Seit Dezember 2022 läuft auch im Museum Wolmirstedt ein so genannter „Erstcheck“ zu seiner ethnologischen Sammlung. Der Provenienzforscher Christian Jarling wurde vom Museumsverband Sachsen-Anhalt beauftragt, die Sammlungskonvolute mit kolonialen Zusammenhängen und damit verbundenen möglichen unrechten Erwerbskontexten zu erforschen. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert und von Dr. Annette Müller-Spreitz (Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V.) koordiniert.

„Ich suche und ordne zurzeit greifbare Informationen zur Herkunft der ethnologischen Objekte in der Sammlung und führe einen sogenannten 'Erstcheck' durch. Anhand historischer Dokumente möchte ich die Erwerbshintergründe des betreffenden Sammlungskonvoluts erhellen. Im besten Falle finde ich Hinweise auf die Vorbesitzer und auf die Umstände, unter denen sie aus ihrem Herkunftsgebiet nach Deutschland kamen.“, erklärt der Provenienzforscher Christian Jarling seinen Arbeitsauftrag. Dafür prüft er zunächst die Quellenlage und stichprobenweise die Objekte auf Provenienzmerkmale - Spuren die dann ggf. weiter zu verfolgen sind.

Für die Museen ist dieser Erstcheck wichtig, um die eigene Sammlungsgeschichte und die Lokalgeschichte besser zu verstehen und Spuren der Kolonialzeit aufzuarbeiten. An diese erste Beleuchtung lässt sich vertiefende Forschung anschließen und Vermittlungsarbeit aufbauen.

Im Museum Wolmirstedt befindet sich seit 1946 eine ostafrikanische Sammlung aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt und dem Museum 1946 vom Vorbesitzer, dem Landarzt Robin von Eltz aus Dahlenwarsleben „zu treuen Händen überlassen“. Heute umfasst die Sammlung circa 230 Waffen und Schmuckgegenstände.

Um die Suche nach NS-Raubgut in musealen Beständen zu intensivieren hat die Landesregierung 2016 entschieden, Fördermittel nur an die Museen zu vergeben, die sich nachweisbar um die Sichtung ihrer Bestände nach NS-Raubgut bemühen. Seit dem Jahr 2016 unterstützen das Land Sachsen-Anhalt und das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste mittlere und kleinere Museen bei der gemeinschaftlichen Suche nach Verdachtsmomenten auf NS-Raubgut. Träger dieser als „Erstcheck“ bezeichneten Projekte ist der Museumsverband Sachsen-Anhalt e. V. mit seiner Koordinierungsstelle Provenienzforschung (KoP). Seit 2020 beschäftigt sich die KoP mit den Sammlungsbeständen außereuropäischer Objekte in den hiesigen Museen und weitet die Aktivitäten in dieser Richtung aus.

 

Letzte Aktualisierung: 27.03.2023 12:54 Uhr