Traditionsabzeichen

Durch Digitalisierung der Museumsobjekte Kontakte in die ganze Welt

Am Anfang des Jahres gehört es zu den Aufgaben eines Museums Statistiken über die Besucherzahlen zu erheben, die geleistete wissenschaftliche Arbeit zu erfassen sowie Veranstaltungs- und Arbeitspläne für das neue Jahr zu erstellen.
In Bezug auf die Besucherzahlen hat auch das Museum Wolmirstedt stark sinkende Zahlen zu verzeichnen. Diese sind auf den coronabedingten Lockdown und die damit verbundene Schließzeit von über 4 Monaten sowie auf die 2-G-Regeln zurückzuführen.
Doch die wissenschaftlichen Anfragen, Hinweise oder Wertabfragen zu Objekten sind nicht abgebrochen. So erreichten das Museum im Jahr 2021 Anfragen von Universitäten u. a. aus den USA und England sowie vermehrt private Anfragen zu Objekten aus Australien, Österreich, Polen und natürlich Deutschland.
Die Anfragen bekam das Museum per Email. Die Nutzer recherchieren im Internet zu bestimmten Themen oder Objekten und finden so über das Portal MuseumDigital des Museumsverbandes Sachsen-Anhalt, u.a. zu den Beständen des Museums Wolmirstedt. In den vergangenen 5 Jahren wurden hier bereits 15.168 Objekte digitalisiert, von denen derzeit 5.148 Objekte öffentlich sichtbar sind.
Bereits Anfang der 1990er Jahre startete das Museum Wolmirstedt erste Digitalisierungsversuche, die aufgrund von fehlendem Fachpersonal nur schleppend vorangingen und zu der Zeit nur als Suchmaschine im Haus funktionierten. Initiiert und unterstützt wurde dieses Projekt damals vom Konrad-Zuse-Institut Berlin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Museumsforschung in Berlin.  
Durch das Portal MuseumDigital stellte kürzlich die American Ancestors & New England Historic Genealogical Society in Boston (Ahnenforschung) eine Anfrage zur Veröffentlichung eines Patenbriefes von 1823 aus dem Bestand des Museums.
Aus Australien erkundigte sich ein Mann zu einem Traditionsabzeichen „Raus aus Metz“ vom Deutsch-Französischen Krieg, das er über das Portal MuseumDigital nur im Bestand des Museums Wolmirstedt gefunden hatte.
Dankbare, ergänzende Hinweise zu Objektbezeichnungen bekam das Museum in diesem Jahr von interessierten Bürgern u. a. aus Deutschland, Polen, Österreich und Ungarn; die dann in die „Objektkartei“ eingearbeitet werden. So zum Beispiel gab ein Mann aus Österreich sehr wichtige Hinweise und einem Zeitzeugenbericht über einen Armreifen aus einer französischen Granate; einer sogenannten Grabenkunst aus dem Ersten Weltkrieg.
Aber auch Anfragen zu Veröffentlichungsrechten erhielt das Museum. Das Magazin „Die Zeit“ publizierte kürzlich unter dem Thema „Die deutschen Kaiser“ ein Bild aus dem Museumsbestand. In einem Geschichtsbuch der 8. Klasse in Bayern befindet sich die Abbildung eines Stickbildes aus dem Wolmirstedter Museum.
Der S-Bhf. Berlin-Stresow soll mit einem Bild aus dem Museum, auf dem preußische Soldaten zu sehen sind, umgestaltet werden.
Ein ganz besonderes Interesse weckte ein ATSB (Arbeiter-Turn- und Sport-Bund) -Geschäftsbericht von 1920 bei einem Historiker aus dem Norden Deutschlands. Er fand nach Recherchen heraus, dass das Exemplar aus Wolmirstedt, der bisher älteste in Deutschland bekannte Geschäftsbericht ist. Dabei handelt es sich um eine interessante Quelle zur damaligen organisatorischen Struktur des Arbeiter-Turn- und Sportbundes sowie zu seinen geschäftlichen, sportlichen und kulturellen Tätigkeiten. Es enthält das gesamte Verzeichnis aller 4.195 damaligen Mitgliedsvereine, geordnet nach Kreisen und Bezirken, auch aus unserer Region. Der Bericht steht unter www.arbeiterfussball.de online und kann genutzt werden.

Bei einer anderen Art von Anfragen handelt es sich oftmals um Werteinschätzungen zu Objekten, die sich im Besitz einer Privatperson, aber gleichzeitig auch im Museum befinden. Dabei geht es um Einschätzungen zu Haussegenbildern, einem Gehstock aus Verdun des Urgroßvaters von 1916, um Porzellanfiguren, Uniformbilder u. v. a. m. Doch nicht alles, was sich im Museum befindet stellt einen hohen finanziellen Wert dar. Die Museumsmitarbeiter interessieren sich vielmehr für die Geschichte zu dem Objekt, zu seinem Besitzer oder dessen Herkunft. Dieser ideelle Wert macht den Gegenstand so zu einem einmaligen, authentischen, musealen Objekt für das Museum.
Die Digitalisierung aller Museumsobjekte im Museum Wolmirstedt wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen und wird ein nicht abgeschlossener Prozess sein. Doch auf die bereits zugänglichen Digitalisate haben Wissenschaftler, Forscher und Interessierte einen fast uneingeschränkten Zugriff.
Digitalisierung ist ein wichtiges Mittel, um das Museum zukunftsfähig und über seine Grenzen hinaus bekannt zu machen.

 

 

Letzte Aktualisierung: 10.03.2022 13:27 Uhr